Nur eine knappe Autostunde von Folkestone entfernt liegt Sissinghurst Castle. Es gehört zum National Trust und kann besichtigt werden. Eines der Nebengebäude, das Cottage, wurde von der Schriftstellerin Vita Sackwell-West und ihrem Mann - einem Diplomaten - bewonht. Sie sanierten und modernisierten das heruntergekommene Gebäude und legten mehrere Gärten an. (Nicht nur) Diese Geschichte macht es zu einem attraktiven Ort und wir haben ihn am Ostersonntag besucht.
Nach ein paar Kilometern - oder auch Meilen - Autobahn geht die Strecke auf ruhigen Landstraßen weiter. Die Straßen sind in einem sehr unterschiedlichen Zustand. Das Fahren ist manchmal abenteuerlich. Jedenfalls für Menschen, die gewohnt sind, in Brandenburg zu fahren. Hier sind Landstraßen viel schmaler als bei uns, es gibt keine Leitpfosten oder irgendeine sonstige seitliche Begrenzung. Doch. Es gibt Hecken. Die sind gerne zwei Meter hoch. Oder vier. Und beidseitig. Sie ragen bis an den Straßenrand heran. Also direkt. Die Straßen sind dabei jederzeit kurvig. Man fährt wie in einem Tunnel. Unenbenheiten weicht man dabei nur sehr ungerne aus. Davon gibt es viele, ausweichen kann man ihnen aber wegen der Enge nur, indem man die Gegenfahrnbahn mitbenutzt.
Zwischendurch öffnet sich die Landschaft und man erhält Blick auf weite Wiesen, immer wieder durchbrochen von Hecken und einzeln stehenden Bäumen. Am Ostersonntag besonders reizvoll wegen des hereinbrechenden Frühlings, und wegen der vielen Schafe, die wiederum viele Lämmer dabeihaben.
Das Castle selbst begrüßt uns mit dem Anblick romantischer Oast Houses, in denen Hopfen für die lokale Bierproduktion getrocknet wurde und wird. Sie sind leicht an den Türmen mit den weißen, drehbaren Spitzen zu erkennen und ein Schmuck, schon aus größerer Entfernung.
Außerdem öffnet sich eine keine Schlange von Eintrittswilligen am Eingang. Oder sind es mehere? Eine in England nicht ganz unwichtige Frage. Schlangen - also queues - gehören zum Kulturerbe in England, und da ist richtiges Verhalten wesentlich und wird mit größter Aufmerksamkeit verfolgt. Damit es uns Continentals nicht so schwer fällt, gibt es Ordnerinnen, ich sollte besser sagen 'Helferinnen', die uns die Orientierung erleichtern. Hier stellen sich die Käufer:innen eines Tagestickets an. Wer Mitglied im National Trust werden will, kann der Helferin einfach ins Empfangsgebäude folgen. Wir bekunden unser Interesse und werden die die Hände einer Beraterin - oder ist es eine Verkäuferin 😉 - übergeben, die uns Informationen über die Mitgliedschaft und die vielen Vorteile gibt, nicht ohne den Jahresbeitrag von £139 für ein couple zu erwähnen. Wir verabreden, für den restlichen Aufenthalt jede Möglichkeit zum Besuch einer National Trust Einrichtung wahrzunehmen, die für Mitglieder kostenlos sind. Das gilt dan natürlich auch für den anstehenden Besuch hier. Abgemacht!
Dafür, dass es erst Anfang April ist, gibt es einen großen Reichtum an Pflanzen, die bereits alle Farben zeigen, die man auch im Sommer erwarten würde.
