Walking Down Memory Lane...

In Hythe in der Kingfisher Avenue wohnte ich von September 1990 bis Januar 1991, bei Rodney Ricketts, dem Musiklehrer der Southland's School in New Romney, an der ich an zwei Tagen der Woche arbeitete.

Er hatte mir ein Zimmer bei sich zur Verfügung gestellt, relativ spontan wohl, auch um der kleinen Ostdeutschen zu helfen. Rodney hatte Freunde in Ungarn, wusste etwas über den Mauerfall und war ernsthaft solidarisch und hilfsbereit. Was ihn nicht daran hinderte, mir jede Vermieterleistung, wie z.B. Besuche und Telefongespräche, zusätzlich sehr gewissenahft in Rechnung zu stellen. Er war Esperanto-Fan und glaubte an die Weltverständigung ebenso wie an die Kraft der Musik. Er war ein guter Organist und ansonsten ein ziemlicher Chaot, der mich dann auch im Januar mehr oder weniger vor die Tür setzte. Was sich aber insgesamt als Glücksfall für mich erwies, wie noch so manche zuerst ungeliebte Begebenheit in meinem weiteren Leben.

Auf der Fahrt jetzt zum Kanal habe ich Rodney Ricketts gegoogelt, und zu meinem Schrecken gelesen, dass er im Januar gestorben ist (Jahrgang 1952). Das ist sehr schade, vielleicht hätten wir uns ja noch mal treffen können.

Die St Leonhard Kirche in Hythe, sehr österlich von Narzissen umgeben. Wie einige Kirchen in der Marsch, ist sie normannischen Ursprungs und sehr trutzig und wehrhaft. Ich mag diese dicken Dinger.
Die High Street in Hythe ist immer noch recht charmant. Dieses Pub, in dem ich immer mal mit Susanna aus Graz war, ist es aber nur noch von außen.
Es riecht, vor allem nach großem Hund.
Meikel ist diese Aufnahme gelungen, etwas westlich von Hythe.

Wir radelten dann Richtung Hythe West, am Military Canal entlang, zur Kingfisher Avenue. Dort draußen ist es ländlicher, als ich es in Erinnerung hatte, aber man hört den Schmalspurzug noch genauso hinter den Gärten. Und das Geballere vom Shooting Range, der auch zu Ostern keine Feuerpause macht. 1990 mussten die Soldaten, die hier stationiert sind, schlimmstenfalls nach Nordirland.

Und nun, liebe sämtliche Schwestern, die mich dort besucht haben:

Gestatten: St. Christopher's in der Collinge Lane in Folkestone, mein Zuhause von Januar bis Ende Juni 1991, eine große helle, sehr sehr zugige Wohnung in der ersten Etage, die ich mir mit Tina, der Französischehrerin, und Sylvie, der Sprachassistentin aus Paris, teilte.

Gleich öffnet sich diese Tür, und eine blonde Frau und ein Kind schauen heraus, erstere fragt, ob sie mir helfen könne....

Hinter diesen teilweise neuen Mauern (man sieht den geraden Anbau links) wohnt nun Shona aus Dymchurch mit vier Kindern und einem sehr netten Ehemann seit August des letzten Jahres. Sie haben dieses Haus als halbe Ruine übernommen und aufs Feinste ausgebaut und renoviert. Als ich erzählte, dass ich im Haus mal wohnte vor 32 Jahren, durfte ich mir alles ansehen, auch mein altes Zimmer, das nun das Schlafzimmer der Familie ist. Mit sehr sehr dichten Fenstern.

Die beiden wollten von mir wissen, welches Zimmer wo gewesen sei, wo der Eingang, wer noch hier wohnte. Sie wollten gerne noch etwas über ihr Haus erfahren. Der Blick vom Haus aus ist noch etwas gigantischer, als ich das in Erinnerung hatte, freundlich blinkt das Atomkraftwerk von Dungeness über die Bucht hinüber. Alles in Ordnung.

Zum Schluss stellte sich noch heraus, dass Shona Schülerin in Southland's war, als ich dort war, dass sie Rodney Ricketts kannte als ihren Musiklehrer und Shiobhan Stevens, meine Head of Department mit den Locken und dem roten VW Golf. Krass.

In diesem Rundling habe ich gelebt und gefroren, und alle meine Gäste auch.
Es ist schön hier draußen.