Öl

Kommt ein Mann zum Autoteilehändler und will Öl kaufen...

Gestern war ich in einem Autoteileshop. Immer, wenn unser treuer Passat - von uns auch liebevoll 'Spaceshuttle' genannt - ein paar Tage unbewegt vor der Tür stand, merkte man ihm beim Starten eine gewisse Mühe an, in Gang zu kommen. Die recht schlüssige Erklärung für das Phänomen erschließt sich beim Blick auf das Alter des Gefährts und dessen Starterbatterie: fünf Jahre. Das Beschaffen einer neuen Batterie und auch dessen Einbau erschein mir angezeigt und sollte kein Hexenwerk sein. Deswegen habe ich ein wenig über Starterbatterien gelesen und bin dann mit den gewonnenen Erkenntnissen zum Teilehändler. Einen solchen gibt es hier im Ort in einer kleinen Nebenstraße.

Wisst ihr, was man beim Kauf einer Batterie alles wissen muss? Oder sollte? Es gibt Kennziffern für die speicherbare Energiemenge, für das Kaltstartverhalten und auch weitere Kürzel, die z. B. ausweisen, dass das Teil für Autos geeignet ist, die mit Start-Stopp-Automatik ausgerüstet sind, wie auch das Spaceshuttle.

Beim Recherchieren habe ich gelernt, dass, wenn man eine neue Starterbatterie in ein Auto einbaut, die sich technologisch von dem vorher verwendeten Modell unterscheidet, man in der Elektronik des Autos Parameter umstellen muss, damit das Ladeverhalten der Bordelektrik zur Technologie der Batterie passt. Wow!

Der Verkäufer in dem Laden hat sehr kompetent meine Angaben zum Fahrzeug aufgenommen und in eine Suchmaschine für Autoteile eingegeben. Und als Ergebnis eine Batterie erhalten, die zufällig in seiner Auslage zu finden war. Nicht billig, aber von einem Hersteller, von dem auch VW sich für die Erstausrüstung beliefern lässt. Dann sollten ja wohl auch alle Optionen und Parameter stimmen. Schließlich soll die Batterie ja auch in den im Motorraum reservierten Platz passen.

Da ich seit einigen Wochen vom Auto mit der Aufforderung, eine Inspektion durchführen zu lassen, begrüßt und verabschiedet werde, d. h. mit einem optischen Hinweis im Kombiinstrument und einem Warn-Bing (nein, es geht heute nicht mehr ohne - ich hasse das! und nein: das ist nicht abschaltbar), habe ich die Gelegenheit genutzt, und den Teilehändler nach einer Empfehlung für eine Autowerkstatt gefragt, bei der ich die geforderte Inspektion durchführen lassen kann. Beim Durchstöbern der im Serviceheft des Autos hinterlegten Einträge von Werkstätten habe ich herausgefunden, dass mit der angemahnten Inspektion nur ein Ölwechsel gemeint sein kann, alle anderen möglichen Wartungsdienste sind nach der bisherigen Historie noch nicht wieder an der Reihe. Der Teilehändler wandte sich zu meiner Überraschung an den Kunden, der am Verkaufstresen neben mir stand. Ich wandte mich ihm zu fragte ihn, ob er eine Empfehlung hätte und er fragte zurück, ob ich Deutscher sei. Um mir dann in unserer gemeinsamen Muttersprache zu erklären, dass er das selber machen könnte. Ob er denn eine Werkstatt hätte, fragte ich ihn. Bei ihm liefe das anders, antwortete der, er würde die Autos bei seinen Kunden abholen und nach durchgeführter Arbeit wieder zum Kunden zurückbringen. Für den Ölwechsel würde er 60€ Arbeitslohn verlangen, für den Wechsel der Batterie 15€. Ok. Hab ich gedacht, gemeint und gesagt. Serviceintervall-Anzeige zurücksetzen? Kein Problem? Stempel und Eintrag über die Arbeiten im Serviceheft? Klar. Das machte für mich die ganze Angelegenheit doch recht unkompliziert. Keine Werkstatt suchen, keinen Termin vereinbaren. Mein Anbieter gab mir seine Telefonnummer, seinen Namen (Din - wie die Norm) und ich beschrieb ihm, wo er am Nachmittag den Wagen abholen könnte, um ihn dann am Folgetag wieder zurückzubringen. Beim Teilehändler ließ ich mir außer der Batterie dann noch die laut Papieren erforderliche Menge Motoröl und die benötigten (Luft- und Öl-) Filter geben. Das heißt, ich hab das Gezumpel bezahlt und Din hat es mitgenommen. Beinahe hätte ich vergessen zu erwähnen, dass sich Din drüber gewundert hat, dass er mich mit meiner Telefonnummer nicht in WhatsApp gefunden hat...

Am Nachmittag kam Din dann wie verabredet, um das Auto abzuholen. Ich bat ihn, mir seinen Ausweis zu zeigen, damit ich weiß, wem ich das Auto anvertraue. Schließlich wusste ich nicht, wer ist und auch nicht, wo er mit dem Auto hinzufahren gedachte. Da er nicht sicher war, ob er ein Bild seines Passes per SMS verschicken kann, gab ich ihm die Nummer von Steffi. Und Din erklärte mir, dass seine Werkstatt nur ein paarhundert Meter von unserem Haus entfernt ist und versprach, Steffi per WhatsApp ein Bild von seinem Pass zu schicken. Außerdem würde er sich sofort an die Arbeit machen und das Auto vielleicht noch am Abend zurück bringen.

Bevor Din kam, hatte ich mit dem Handy noch ein paar Fotos gemacht, auf denen ich ein paar Dinge ablesen konnte. Den km-Stand, die Tankuhr, die Meldung über die angemahnte Inspektion, und auch die eingebaute Batterie im Motorraum.

Nun hatte ich knapp 300€ im Laden ausgegeben für Sachen, die ich noch nicht einmal in die Hand bekam, und hatte zudem kein Auto mehr. Aber zunächst kam nach ca. 10 Minuten das Pass-Foto. Puh. OK. Erst so langsam dämmerte mir, dass die Aktion hier ganz schön in die Hose gehen kann. Wo ist eigentlich die Polizeidienststelle hier in El Campello? Ich habe keine Ahnung. Woher weiß ich denn, ob das Öl am Ende auch gewechselt wurde? Und die Filter? Bei der Batterie würde ich zumindest nachsehen können. Was, wenn bei der Durchführung der Arbeiten etwas schief ging? Was, wenn Din sich nicht mehr meldete?

Gegen 19 Uhr rief ich ihn an, um zu fragen, ob er am Abend noch käme. Nein, erst morgen. Wann morgen? Vormittag. So 10-10:30 Uhr. OK, kein Problem.

Um 10:23 Uhr heute Vormittag bekam Steffi eine WhatsApp-Nachricht von Din, er sein in einer halben Stunde da. Er kam dann, und es gab offensichtlich keine Probleme. Die Batterie war ausgetauscht, der km-Stand hatte sich nicht groß verändert, der Stand der Tankuhr auch nicht. Im Serviceheft ein Stempel und Häkchen bei den Arbeiten, die er durchgeführt hatte. Ich gab ihm das Geld und er versprach, mir das übrig gebliebene Öl später noch vorbeizubringen.