Einige wenige Abschnitte von stillgelegten Bahnlinien in Spanien sind für Freizeitaktivitäten wie Wandern und Radfahren umgewidmet und ausgebaut, Via Verde genannt, 'Grüner Weg'. Wir hatten schon viel davon gehört, aber erst kürzlich mitbekommen, dass es einen solchen Weg auch bei uns in der Nähe gibt. Birgit hat uns davon erzählt, als sie bei uns war. Sie wusste davon, weil der Weg durch den Ort geht, in dem sie sich einquartiert hatte, durch Agost, die kleine Töpferstadt, weniger als 10 km vom Stadtrand von Alicante entfernt.
Heute haben wir uns auf den Weg dahin gemacht, um die 22 km lange Strecke von Agost zum Berg El Maigmó hoch- und dann wieder runterzufahren. Mich hatte unter anderem interessiert, ob man auch für einen Rennradausflug eine Via Verde in Betracht ziehen sollte. Strecken ohne Auotverkehr sind - wenig überraschend - immer besonders attraktiv.
Das südliche Ende des Weges, an dem wir eigentlich starten wollten, haben wir erstmal gar nicht gefunden. Es liegt irgendwo im Niemandsland, ist nicht ausgeschildert und nur auf einer Karte im Internet und ungefähr auszumachen. Eine kleine Beschreibung, die wir dann gefunden haben, riet uns dann auch, auf die 5 km südlich von Agost zu verzichten, weil es landschaftlich sowieso nicht so herausragend sei. Das kam uns sehr gelegen. Also weitergefahren, das Auto im Ort geparkt, die Räder vom Dach genommen und los. Achja, sie Sonne schien heute recht ordentlich, deswegen haben wir uns die Zeit genommen und uns mit Sonnencrème eingeschmiert. Den Grünen Weg haben wir dann von einer aus Agost ausführenden Straße begonnen. Recht abenteuerlich, die Brücke, die früher einmal über die Straße führte, war durch einen etwas provisorisch anmutenden Steg ersetzt worden. Da wir aber - wir konnten es sehen - nicht die ersten waren, die den Steg passierten, haben wir uns dann auch getraut.
Die Umgebung hier ist wunderschön und das gilt auch für den Radweg zum El Maigmó. Auf der einen Seite das Mittelmeer, das sich auch aus einer Entfernung von mehr als 10 km wunderbar vor einem ausbreitet. Auf der anderen Seite die etwas schroff und ausgemergelt wirkenden Berge in ihren verschiedenen Braun- und Beigetönen. Dazwischen Haine mit Oliven, Mandeln und heute auch Wein. Bei guter Sicht wie heute ein tolles Panorama. Gleich auf den ersten Metern wurde die Frage nach der Rennradtauglichkeit der Via Verde geklärt. Und wenn es so schnell geht, kann das nur bedeuten, dass der Weg nicht geeignet ist. Er besteht aus teils gewalztem Sand, teils aus Schotter und Kies. Mit dem normalen Trekkingbike kein Problem. Insbesondere bei Steffis Rad, das kürzlich mit neuen, recht breiten Reifen aus- (auf-?) gerüstet wurde. Nein, der Umbau hat schon zu einigen Problemen geführt, aber das ist eine andere Geschichte.
Da das angestrebte Ende des Weges ein Berg ist, geht es auf dem Weg dahin permanent leicht bergauf. Nicht steil, aber merklich. Und heute kam ein kräftiger Wind dazu, der genau von vorne blies. Also haben wir unsere Geschwindigkeit angepasst. Was aber nichts an der Tatsache änderte, dass es total anstrengend war.
Nach etwas mehr als der Hälfte der Strecke mussten wir dem Umständen Tribut zollen und sind umgekehrt. Der Anstieg gegen den Wind war so anstrengend, dass wir uns das Beste an der Tour einfach für das nächstemal aufgespart haben.
Der Rückweg zum Auto war dann umso rasanter. Im Prinzip mussten wir uns nur rollen lassen und waren dann auch nach weniger als einer halben Stunde zurück am Ausgangsort.