Illa de Tabarca

Überall hier in der Nähe, in El Campello, Alicante, Torreveia und Santa Pola werden Bootstouren nach Tabarca angeboten. Das ist eine kleine Insel, ca. 20 km südwestlich von Alicante, 10 km vor der Küste. Die Insel ist nur einen Kilometer lang und maximal 300 Meter breit. Sie wird von einer schmalen Stelle in der Mitte in zwei Teile geteilt. Der kleinere Teil ist bebaut und beherbergt ein stadtähnlich angelegtes Viertel mit einigen (Souvenier-) Läden, Restaurants, kleinen Hotels und Ferienwohnungen. Außerdem eine Kirche. Der andere ist ein Narurreservat, in dem man ein wenig spazieren kann.

Der Garten an der Kirche ist etwas verwildert. Man findet aber Schatten, um sich am Mittag etwas auszuruhen.

Ich kann davon berichten, weil wir gestern einen Tagesausflug dahin gemacht haben, mit Anna und Matze. Schon beim Begrüßungskaffee in einem Restaurant am Strand der Insel habe ich mir den Reiseführer genommen, um mich zu informieren. Aber zumindest der Index enthält keinen Eintrag 'Tabarca', obwohl es ein Spezialreiseführer 'Costa Blanca' ist, in dem ja vielleicht auch eine solch kleine Sehenswürdigkeit erwähnt werden könnte. Es gibt auch einen Artikel, wie ich dann nach einigem Blättern sehen konnte...unter dem Titel 'Illa de Tabarca', wie dieser Beitrag. Die Boote, die auf ihren Rümpfen mit Fahrten dorthin werben, sparen sich den Ehrentitel 'Illa de'.

Unser Boot ist ein Katamaran, der so 200 Passagiere mitnehmen kann und für die Überfahrt von Alicante eine Stunde braucht. Es ist zum Glück nicht windig, deswegen ist das Mittelmeer nicht besonders aufgewühlt. Trotzdem rollt das Boot über ordentliche Wellen. Wenn man sich an Deck bewegen will, muss man immer einen Punkt haben, an dem man sich festhalten kann, um nicht hin- und hergeworfen zu werden. Nur auf dem Unterdeck, hinten, direkt über der Schiffsschraube bewegt sich das Boot weniger.

Mit uns an Bord fahren mehrere kleine Junggesellinnenabschieds-Gruppen. Komisch, man erkennt die immer sofort. Und eine größere Gruppe junger Leute, die englisch sprachen. Studentinnen und Studenten aus den USA, wie sich herausstellte, naja, wie mir Mitglieder der Gruppe erzählten, die neben mir saßen und die ich angesprochen habe. Sie sind in einem Austauschprogramm für ein Studienjahr in Europa und besuchen - wie Steffi und ich - die Spanischkurse an der Universität von Alicante. Übrigens haben wir letzte Woche das Zwischenexamen im Sprachkurs mit 92 und 93 % bestanden. Nach der Ankunft auf der Insel mussten wir uns dann erstmal von der Fahrt erholen. Ein bisschen wurden wir schon durchgeschüttelt.

Dann den kleinen Ort erkunden. Wir haben gehört, dass Tabarca im Sommer total überlaufen ist, davon konnte bei unserem Besuch keine Rede sein. Im Gegenteil. In den kleinen Gassen war es sehr ruhig, mit uns nur wenige andere Touristen. Viele Besucher gehen sofort an den Strand oder ans Wasser in einigen der kleinen Felsen- und Höhlenbuchten. Schnorcheln ist eine große Sache um Tabarca. Zwischen den Felsen tummeln sich Fische verschiedener Größe, mit denen man rumpaddeln kann und es wachsen korallenähnliche Kreaturen. Für die ungeübten gibt es geführte Schnorcheltouren mit Leih-Masken.

Nach meinen ersten beiden etwas verunglückten Versuchen fand ich das Schnorcheln hier super. Bei meinem ersten Versuch konnte es nix werden mit mir und der Schnorchelmaske, weil die See viel zu unruhig war. Ständig wurde Wasser oben in den Schnorchel gespült, das dann den Weg in die Atemwege suchte. Kann man sich eigentlich denken, aber für so etwas gibt es ja die segensreiche Einrichtung der Erfahrung, die mir fortan sagen wird, dass Schnorcheln bei viel Wind nicht funktioniert. Vor diesem ersten Mal konnte diese aus nachvollziehbaren Gründen ja gar nicht vorhandensein. Bei zweiten Versuch letzte Woche waren die äußeren Vorzeichen schon deutlich besser, ruhiges Wasser, auch eine gut geeignete Stelle. Aber es wollte sich die Ruhe nicht einstellen, die es braucht, um ohne Probleme mit dem Gesicht unter Wasser durch ein dünnes Plastikrohr zu atmen. Vielleicht war ich auch (zusätzlich) irritiert von zwei Quallen, die wir in unserer kleinen Bucht unter der Wasseroberfläche ausgemacht hatten. 25cm Durchmesser, braune Haube, einen Rand mit blauschimmernden Perlen und kurze Tentakeln, ebenfalls mit blauen Perlen an den Enden. Die Vorstellung, mit einer solchen Kreatur zu kollidieren, hat mich nicht gerade beruhigt. Erst später habe ich recherchiert, dass es sich um eine harmlose Spiegeleiqualle handelte, die im Mittelmeer knapp unter der Wasseroberfläche vorkommt, sich aber nur selten in Ufernähe begibt.

Die Fische, mit denen ich vor Tabarca geschnorchelt bin, habe ich noch nicht recherchiert. Es war aber erhebend, inmitten von Fischen unterschiedlicher Form, Farbe und Größe umherzuschwimmen, die größten mehr als 30 cm lang. Nachdem ich in eine Gruppe unterschiedlich großer Menschen geriet - man bekommt das gar nicht mit, weil man nach unten guckt, die Menschen aber seitlich sind - habe ich mich zurückgezogen und es mit der ersten positiven Schnorchelerfahrung bewenden lassen. Sehr schön! Mach ich bestimmt nochmal.

(Aber auch an der Stränden und in den Buchten war es alles Andere als überfüllt. Vielmehr hat die ganze Insel, auf der im Übrigen nur 40-70 Menschen leben, ein sehr ruhigen, ja beruhigenden Eindruck gemacht. Vielleicht ja auch, weil hier keine Autos fahren. Nur 2 E-Fahrräder habe ich gesehen. Nun, bei der Größe der Insel benötigt ein gesunder Mensch zum Bestreiten der notwendigen (oder auch möglichen) Mobilität nichts außer seinen Füßen. Und einem Boot vielleicht.

Durch ein kleines Tor in der alten Befestigungsmauer gelangt man zu attraktiven Schnorchelrevieren mit kleinen Felsen.
Sehr südlich, die Eindrücke auf Tabarca. Die Wehrkirche am dem Festland zugewandten Ufer.

Vielleicht besuchen wir diese Region später einmal in einem Urlaub. Dann werden wir vielleicht für die letzten beiden Tage ein Zimmer auf Tabarca buchen. Nach unserem Besuch scheint es, als könne es mehr Entspannung, Ruhe und Urlaub nicht geben. Das wäre für jede Reise ein gelungener Abschluss.